07 Care-Migra­tion

ein beitrag von

  • Helen Schwenken

‚Care-Migration‘ ist ein globales Phänomen: In Regionen mit alternder Bevölkerung und einer nicht zureichenden Infrastruktur in den Bereichen Alten- und Kinderbetreuung sowie haushaltsnahe Dienstleistungen wird die Rekrutierung von Migrant:innen als schnelle Lösung für Care-Defizite betrachtet. Die mediale und politische Thematisierung von ‚Care Migration‘ changiert zwischen positiv und negativ. Diskursiv spannt sich das Feld auf von der Reaktion auf einen Fachkräftemangel bis hin zur Abwertung der Tätigkeiten und Personen, die sie ausüben. Die Bewertung der Auswirkungen internationaler ‚Care-Migration‘ in den Herkunftsregionen reicht von der Wertschätzung der Leistungen von Migrantinnen bis zur Sorge, dass die Abwanderung zu einem care drain vor Ort führe und sich die Abwesenheit vor allem von Müttern negativ auf die Entwicklung zurückgelassener Kinder auswirke. Zugleich entwickeln sich transnationale Sorgepraktiken, deren Arrangements nicht nur von physischer Mobilität, sondern auch dem Einsatz digitaler Technologien geprägt sind. Feministische Theoretikerinnen haben die affektive und gesellschaftskonstituierende Bedeutung von Care betont. Daher sind die Bewertungen oft mit einem moralischen Unterton versehen. Eine breite Verständigung über faire, zukünftige Sorgearrangements könnte die aktuelle Diskussion produktiv wenden.

Einlei­tung

‚Care-Migration‘ bezeichnet die Migration von Arbeitskräften, die Sorgetätigkeiten ausüben. Care-Tätigkeiten dienen der sozialen Reproduktion und dem menschlichen Wohlergehen. Sie sind personenbezogen (Erziehung, Pflege, Selbstfürsorge u.a.) wie auch als Tätigkeiten im Haushalt sachbezogen (Lutz 2016: 262). Enge Care-Verständnisse sind vor allem haushaltsbezogen, weite Verständnisse beziehen Tätigkeiten in institutionalisierten Einrichtungen (Krankenhäuser, Altenheime, Kindertagesstätten etc.) und Selbstsorge mit ein (ebd.). Dementsprechend wird in der Forschung ‚Care-Migration‘ entweder vor allem verstanden als Migration in die Privathaushalte oder auch als Teil der organisierten Anwerbung für die Tätigkeit vor allem in Gesundheitseinrichtungen. ‚Care-Migration‘ ist auch ein zeitdiagnostischer Begriff, der versucht einzufangen, dass es erstens eine Zunahme an Migrant:innen gibt, die jenseits ihrer Herkunftskontexte Sorgetätigkeiten übernehmen, und dass es zweitens eine geschlechtsspezifische Zuweisung von Care-Tätigkeiten gibt. Wenn Care-Leistungen als bezahlte Arbeit erbracht werden, geschieht dies in der Regel in schlecht bezahlten Beschäftigungsverhältnissen in als typisch weiblich klassifizierten Berufen.

‚Care‘ ist ein Begriff aus der feministischen Theorie, der auch im deutschsprachigen Raum zumeist in seiner englischen Form verwendet wird. Obgleich Fragen der sozialen Reproduktion und geschlechtlichen Arbeitsteilung eine der zentralen Themen der Geschlechterforschung und feministischen Bewegungen seit den späten 1960er Jahren waren, so fand der Begriff erst ab etwa Mitte/Ende der 1990er Jahre im Kontext der angelsächsischen und westeuropäischen feministischen Theorie größere Aufmerksamkeit und Verwendung. Hintergründe waren demografische Entwicklungen, eine gestiegene Frauen- und Müttererwerbstätigkeit sowie feministische Debatten um die ungleiche geschlechtliche Arbeitsteilung in Lebensgemeinschaften (Riegraf 2019: 764). Ab Anfang der 2000er Jahre kam die Dimension von Migration hinzu und der Begriff der care migration etablierte sich ebenso wie der Begriff der care chains (Hochschild 2001; Parreñas 2001b). Beide Begriffe lenken die Aufmerksamkeit nicht nur auf den Umstand, dass Migrantinnen in Gesellschaften des globalen Nordens Sorgeleistungen erbringen, sowie auf die Bedingungen und Auswirkungen dieser Leistungen, sondern auch auf die Folgen für die Herkunftsgesellschaften der Migrantinnen. Denn dort kam es auch zu einer Neuverteilung der Sorgetätigkeiten, wenn – regional allerdings sehr unterschiedlich – vor allem Frauen zirkulär oder dauerhaft als ‚Care-Migrantinnen‘ emigrierten. Diese Sorge-Tätigkeiten wurden dann von anderen Frauen übernommen. Mithin entstanden sogenannte Sorgeketten. Im Folgenden spüre ich beiden Begriffen und den damit verbundenen Debatten in Wissenschaft und Öffentlichkeit nach.

Care und Care-Arbeit in femi­nis­ti­schen Debat­ten

Mit den Politikwissenschaftlerinnen Berenice Fisher und Joan Tronto lässt sich das Sorge-Tragen (caring) breit definieren als alle Aktivitäten, die dazu dienen, „to maintain, continue, and repair our ‚world‘ so that we can live in it as well as possible. That world includes our bodies, our selves, and our environment, all of which we seek to interweave in a complex, life-sustaining web.“ (Fisher/Tronto 1990: 40) Fisher und Tronto unterscheiden Prozesse des Erkennens, wann und für wen Sorge getragen werden soll, die konkreten Sorge-Tätigkeiten und das Versorgtwerden. Dabei kann es zu Konflikten darüber kommen, was gute Sorge ist und wer diese zu leisten hat. Care-Prozesse sind voraussetzungsreich und mit subjektiven Einschätzungen und Normen verbunden.

Im Deutschen ist der englische Begriff care nahezu gleich stark vertreten wie der deutsche Begriff Sorge. Nicht alle Theoretikerinnen halten die Begriffe jedoch für austauschbar. So argumentiert die Philosophin Cornelia Klinger für den Sorge-Begriff und hebt dessen semantische Vielschichtigkeit hervor:

„[…] ich halte […] care für eine zwar handliche, aber verkürzende Zusammenfassung dessen, was in den vielen alltagssprachlich gebräuchlichen Varianten des Wortes Sorge Ausdruck findet: in dem weiten semantischen Feld zwischen be- und ent-, ver-, vor- und umsorgen, zwischen Für-, Vor- und Obsorge, von der Sorgfalt bis hin zur Besorgnis und zurück zum Gegenteil: zur Sorglosigkeit.“ (Klinger 2013: 82)

Sorgetätigkeiten werden in den meisten Gesellschaften einer „weiblichen Moral“ (Gilligan/Attanucci 1996) oder einem „weiblichen Arbeitsvermögen“ (Beck-Gernsheim/Ostner 1978: 268–278) zugeschrieben. Während Carol Gilligan und andere zur moralphilosophischen Diskussion der geschlechterhierarchischen Entwicklung von Moral beitrugen und Perspektiven kritisierten, die die kognitive und moralische Entwicklung von Männern moralisch höher ansiedelten (ausführlich diskutiert in: Tronto 1987), gehen Elisabeth Beck-Gernsheim und Ilona Ostner in ihrer Forschung zu Beruf und Professionalisierung auf die Spezifika der Tätigkeiten ein. Sie identifizieren zwei Sphären und zwei Arbeitsvermögen. Unter Arbeitsvermögen fassen sie die über die geschlechtsspezifische Sozialisation erworbenen „Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Situationsdeutungen, Werthaltungen“ (Beck-Gernsheim/Ostner 1978: 268). Das „weibliche Arbeitsvermögen“ zeichne sich durch seine Reproduktionsbezogenheit aus, während das „männliche“ berufsbezogen sei. Die Situation und Erfahrungen von Frauen seien gekennzeichnet „durch eine gesellschaftlich hergestellte, strukturelle Spannung zwischen Beruf, seiner Eigenart und seinen Anforderungen einerseits und Hausarbeit, ihren Funktionserfordernissen und den mit ihr verbundenen Arbeitsweisen“ (ebd.: 267) andererseits. Die in fast allen Gesellschaften zu beobachtende faktische Zuweisung von Care und Care-Arbeit an Personen, die dem weiblichen Geschlecht zugerechnet werden, ist an sich nicht mit dem Gleichheitspostulat liberaler Gesellschaften vereinbar. Daher bedarf es einer Legitimation. Diese finde sich laut der Geschlechtersoziologin Birgit Riegraf in den Differenzdiskursen zu Geschlecht (Riegraf 2019: 766). Differenz übersetzt sich oft in Hierarchie: Care-Arbeit erhält geringe gesellschaftliche Anerkennung und wird schlecht bezahlt.

Das Verständnis von Care-Arbeit als Arbeit war in den 1980er Jahren umkämpft: Widerstände gab es vor allem deshalb, weil caring als zwischenmenschliche Aktivität verstanden wurde, die an die (familiäre) Bindung an eine Person gekoppelt ist. Besonders deutlich traten die unterschiedlichen Positionen im Kontext der internationalen „Lohn für Hausarbeit“-Kampagne zutage, einer der prägenden feministischen Kampagnen der 1970er Jahre. Das Londoner Kollektiv Frauenmacht schrieb 1974: „Wir putzen eure Häuser und Fabriken. Wir ziehen die nächste Generation Arbeiter heran. Wir versorgen unsere Männer, damit sie imstande sind, für euch zu arbeiten. […] [W]ir sind die Hausfrauen der Welt. […] Wir fordern vom Staat Lohn für Hausarbeit für alle Frauen.“ (Kollektiv Frauenmacht 1974, zit. in Lenz 2008: 156). Die Kampagne ging von sozialistischen Feministinnen in Italien, Großbritannien und Nordamerika aus. In Deutschland wurde sie von Pieke Biermann und Gisela Bock vorangetrieben. Alice Schwarzer wandte sich 1977 entschieden gegen die Kampagne und sah in der geforderten Einführung eines Lohns für Hausarbeit die Gefahr, Frauen „noch mehr an Kinder und Küche zu ketten“ (Schwarzer 1977, zit. in Lenz 2008: 159). Die Befürworterinnen der Kampagne warfen Schwarzer ein bewusstes Missverstehen vor, da es bei der Kampagne vor allem um die Bewusstmachung der ungleichen Arbeits- und Anerkennungsverhältnisse gehe (ebd.: 155–159). Die sozialistisch-feministische Theoretikerin Silvia Federici wandte sich gegen Argumente wie die von Schwarzer und befasste sich mit den Dilemmata der Frauenbefreiung, denn weder eine gute Heirat noch ein guter Job lösten die strukturellen patriarchalen Probleme – es könne nicht gut sein, wenn alle menschlichen Beziehungen durch Geld geregelt würden (Federici 2021: 95). Wie also die Problematik der Care-Arbeit lösen?

Der Care-Begriff ist in der feministischen Theoriebildung ein Grundbegriff. Über feministische Bewegungen und politische Interventionen wurden die nicht entlohnten reproduktiven Tätigkeiten und die geringe Anerkennung professionell erbrachter Care-Arbeit skandalisiert. Theoriebildung und politische Praxis sind bezogen auf Care-Arbeit nicht zu trennen.

‚Care-Migra­ti­on‘ zwischen globa­ler Ausbeu­tung und migran­ti­schem Eigen­sinn

Mit Krisen der sozialen Reproduktion und Krisen von Care musste immer schon gesellschaftlich und politisch umgegangen werden: Der Aufbau von Arbeiter:innen-Assoziationen im 19. Jahrhundert, Stadtteilküchen in lateinamerikanischen Staaten in den 1970er Jahren, die Gründung von antiautoritären Kinderläden in Westeuropa seit den späten 1960er Jahren sind nur einige Beispiele. Um die Jahrtausendwende wurde Care jedoch zu einem Thema, bei dem die Migrationsdimension immer sichtbarer wurde. Denn die Antwort auf Sorge-Defizite lautete immer häufiger ‚Migration‘. Waren Binnen- und internationale Migrantinnen auch schon vor der Jahrtausendwende überproportional als Care-Arbeiterinnen tätig (Hoerder/van Nederveen Meerkerk/Neunsinger 2015), so stieg in dieser Zeit vor allem in Nordamerika, Asien und Europa die wissenschaftliche, mediale und politische Aufmerksamkeit für Migrationen von Frauen (vgl. zum Paradigma der Feminisierung der Migration Schwenken 2018: 151–158). Internationale Organisationen (Blackett 1998) und Nichtregierungsorganisationen entdeckten das Thema. Berichte und politische Kampagnen verdeutlichten vor allem die problematischen Folgen der ‚Rückkehr der Dienstbotinnen‘ – wie undokumentierte Arbeit, prekäre und teils unfreie Arbeitsverhältnisse. Wissenschaftliche Studien (z.B. Lutz 2007; Hess 2005; Karakayalı 2010) kamen zu ähnlichen Ergebnissen, aber zeigten auch die Stärke und Eigensinnigkeit der migrierenden Frauen auf. ‚Care-Migration‘ wurde zur Migrationsstrategie für viele Frauen, sie entwarfen neue Formen zirkulärer Pendel-Arbeitsmigration und trugen durch ihre Migrationsprojekte wesentlich zum Familieneinkommen bei. Gewerkschaften und Selbstorganisationen von Haushaltsarbeiter:innen betonten die Wichtigkeit der Verbesserung der Arbeitsverhältnisse (decent work) (z.B. IDWN/ITUC/HRW 2013). Entsprechende Mindeststandards sieht die 2011 unter maßgeblicher Beteiligung von Hausarbeiterinnen und Gewerkschaften (Schwenken 2017) verhandelte und verabschiedete Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 2011) vor. In der vorausgehenden Kampagne und im Implementationsprozess ging es vornehmlich um die politische und technische (z.B. sozialrechtliche Absicherung) Regulation des Sektors, sodass das Geschlechtsspezifische sowie die affektiven Anteile des Sorgens in den Hintergrund traten. Die Entwicklung ist insgesamt dennoch als Fortschritt zu werten, da zuvor größtenteils unsichtbare Arbeit sichtbar wurde und es in vielen Ländern zu einer verbesserten rechtlichen Situation auch für migrierte Care-Arbeiter:innen kam.

Zurück zur wissenschaftlichen Wissensproduktion: Phänomen und Konzept der ‚Care-Migration‘ und der care chains gingen mit einer transnationalen Wende in der Migrationsforschung einher (Glick Schiller/Basch/Blanc-Szanton 1992), also der Erweiterung des Blicks auf Migrationsprozesse, die nicht linear zwischen Herkunfts- und Zielstaaten gedacht werden, sondern durch mehrfache, multidirektionale Ortswechsel, Austauschbeziehungen und Bezüge charakterisiert sind. Teil dieser transnationalen Räume sind grenzüberspannende Lebens- und Familienverhältnisse. Über die Migration verändern sich Sorgebeziehungen – insbesondere, wenn mehr Frauen mit Familienverantwortung alleine migrieren. Rhacel Parreñas (2001; 2005) und Arlie Hochschild (2001) haben den Begriff der global care chains geprägt, um einen diesbezüglichen Aspekt herauszuarbeiten: Durch die Migration von Frauen mit Sorgeverantwortung entstehen in ihren Familien in den Herkunftskontexten Sorge-Lücken. Parreñas und Hochschild zeigen am idealtypischen Beispiel der Philippinen auf, dass diese Lücken entweder durch andere Familienmitglieder gefüllt werden oder aber quasi weitergegeben werden an andere Migrantinnen, die z.B. aus ländlichen Regionen in die Städte ziehen oder aus einem noch ärmeren Land ihrerseits als ‚Care-Migrantinnen‘ kommen. Auch dort entstehen dann Sorge-Lücken als weiteres Glied der ‚Sorge-Kette‘. Einzuordnen sind diese Prozesse in der zunehmenden Kommodifizierung, d.h. dem ‚Zur-Ware-Werden‘ und der Kommerzialisierung von Sorgearbeit (Lutz 2016).

‚Care-Migra­ti­on‘ und care chains in trans­na­ti­o­na­ler Perspek­tive

Die Begriffe der ‚Care-Migration‘ und der transnational care chains haben sich in vielen regionalen Kontexten als anregend erwiesen, um vergeschlechtlichte Migrationsphänomene zu fassen. Dazu im Folgenden zwei Beispiele: Im lateinamerikanischen Kontext, in dem die globalen Sorgeketten „cadenas globales de cuidados“ genannt werden (Cerrutti et al. 2013; Arriagada/Todaro 2012), führten insbesondere die ökonomischen Krisen der 2000er Jahre dazu, dass sich im Vergleich zu vorangehenden Migrationsbewegungen die Ziele veränderten und weniger Menschen in Richtung Nordamerika migrierten. Migrant:innen gingen zunehmend nach Europa. Auch stieg der Anteil der Frauen stark. Sie fanden vor allem in der häuslichen (Alten-)Pflege oder in Privathaushalten Arbeit. Mit der neuen Migrationsphase taten sich in Lateinamerika Sorge-Lücken auf, ließ doch mehr als die Hälfte der Frauen – und auch Männer – aus Argentinien, Bolivien, Kolumbien und Ecuador, die Mitte der 2000er Jahre nach Spanien migrierten, Kinder zurück (Cerrutti et al. 2013: 202). Meistens kümmerten sich weibliche Familienangehörige und/oder der zurückbleibende Elternteil um die Kinder. Die Migrant:innen praktizierten fast allesamt verschiedene und unterschiedlich intensive Formen der Elternschaft auf Distanz. Während manche Studien und Medienberichte die positiven Wirkungen hervorhoben, die dadurch entstanden, dass sich aufgrund von Geldrücksendungen der Lebensstandard und Möglichkeiten des Schulbesuchs in den Herkunftsregionen erhöht habe, betonten andere Veröffentlichungen die Zunahme bei Kindesvernachlässigung, Schulabbrüchen und Suchterkrankungen. Entsprechend unterschiedlich sieht sowohl die wissenschaftliche als auch die mediale Bewertung der Migrationen aus, die Familientrennungen nach sich ziehen.

Ähnlich polarisiert sieht die Bewertung für mittel- und osteuropäische Migrationsprozesse aus. Die Diskurs-Figur der ‚Euro-Waisen‘ steht hier prototypisch für eine weitgehend negative Berichterstattung über Eltern, vor allem Mütter, die ihre Kinder zurücklassen. Ewa Palenga Möllenbeck und Helma Lutz beschreiben eindrücklich, wie die Skandalisierung durch die Wissensproduktion von Nichtregierungsorganisationen in Gang gesetzt wurde:

„In der Ukraine initiierte die Nichtregierungsorganisation (NRO) ‚La Strada Ukraine‘ 2007 eine Studie über die Kinder von Erwerbsmigrant/innen und einen Literaturwettbewerb […]. Auf der Basis dieser Ergebnisse setzten andere NROs wie ‚Open Ukraine‘ sowie ‚Ukraine 3000‘ und Politiker dieses Thema auf ihre Agenda. In Polen starteten Ende 2007 zwei NROs (Fundacja Prawo Europejskie und Instytut Europejski) eine Untersuchung über die Auswirkung der Erwerbsmigration auf Familien, insbesondere auf Kinder, von den Autor/innen […] wurden Letztere als ‚Euro-Waisen‘ bezeichnet, ein Neologismus, der sich schnell zu einer neuen Diskursfigur entwickelte.“ (Palenga-Möllenbeck/Lutz 2011).

Zeitgleich beauftragte der polnische Kinderbeauftragte eine repräsentative Umfrage zu den Auswirkungen der Migration von Eltern auf Verhalten und Schulerfolg der betroffenen Kinder (ebd.). Diskursiv wird ein „naming, blaming and shaming“ der abwesenden Eltern betrieben, insbesondere der Mütter (ebd.). Zur Untermauerung des Phänomens der ‚Euro-Waisen‘ wurden „magische Zahlen“ vorgelegt (ebd.). Magisch waren diese insofern, als es keine belastbaren Statistiken gab, sondern quasi die Zahl der emigrierenden Frauen genommen und mit der Zahl der betroffenen Kinder gleichgesetzt wurde. So wurde in der Ukraine daraus ein Massenphänomen mit 7,5 bis 9 Millionen angeblich zurückgelassener Kinder. Vor diesem medial-diskursiven Hintergrund stellen Lutz und Palenga-Möllenbeck das „care chain-Konzept auf den Prüfstand“ (ebd.) und analysieren, wie sich Sorgeverhältnisse im Migrationsdreieck Polen – Deutschland – Ukraine empirisch und qualitativ verändern. Sie befragten polnische Frauen, die in Deutschland arbeiten, und ukrainische Frauen, die in Polen tätig sind. Lutz und Palenga-Möllenbeck interessiert, wie die Frauen die logistischen und emotionalen Herausforderungen stemmen, die mit ihren Migrationen einhergehen. Sie fanden, gemessen am Diskurs, ein deutlich heterogenes Bild mit drei Sorgekonstellationen: 1. zurückbleibende Väter, die sich in unterschiedlichem Maße um die Kinder kümmern; 2. Großmütter, die sich um die Kinder kümmern, als am weitesten verbreitete Konstellation; 3. eine eher als instabil beschriebene Betreuungskonstellation, in der sich andere weibliche Familienangehörige oder Freundinnen um Kinder oder Pflegebedürftige kümmern (ebd.).

Die Kontroversen zwischen Expert:innen, Organisationen und Medien drehen sich vorwiegend darum, welche Betreuungsform am wenigsten schädlich für die betroffenen Kinder sei. Was im dominierenden mother-blaiming-Diskurs nicht auftaucht, sind die Anstrengungen und Kompetenzen von Eltern, die aus der Ferne neue hybride Formen der Elternschaft entwickeln. Wenn Care allein von der physischen Ko-Präsenz her gedacht wird, werden Veränderungen in den Sorgebeziehungen übersehen.

Begriffs­va­ria­ti­o­nen: sozi­ale Repro­duk­tion, inter­na­ti­o­nale Sorge­märkte und trans­na­ti­o­nale Eltern­schaft

Während sich die Begriffe der ‚Care-Migration‘ sowie der transnational care chains auch über den akademischen Gebrauch hinaus verbreitetet haben, bezeichnen Begriffsvariationen durchaus Unterschiedliches bzw. rücken aufgrund der je theoretischen Perspektive spezifische Aspekte in den Vordergrund. Bis zum begrifflichen ‚Care-Boom‘ der 2000er Jahre wurden Sorgeverhältnisse von feministischen Theoretikerinnen als Teil der ‚sozialen Reproduktion‘ gefasst. Ein umfassendes Verständnis sozialer Reproduktion begreift diese als „all the activities, social relations and institutions that are necessary for the reproduction of life, today and for future generations“ (Guérin/Hillenkamp/Verschuur 2021: 7). Während Sorgeverpflichtungen in der alltäglichen Praxis eher individualisiert und von Person zu Person gedacht werden – Geber:in und Empfänger:in von Care –, fokussiert das Konzept der sozialen Reproduktion, das seinen Ursprung in der marxistischen Theorie hat, auf die gesellschaftlichen Sorge- und Produktionsverhältnisse.

Auch weitere Care-bezogene Konzepte sind der Internationalen Politischen Ökonomie entlehnt. Arbeiten zur „international division of reproductive labor“ (Parreñas 2015; Shapkina 2013) und „care extraction“ (Wichterich 2020) betten die Nachfrage nach migrantischer Care-Arbeit in weltsystemtheoretische Analysen zur ungleichen Weltwirtschaftsordnung ein. Sie gehen über ein enges Verständnis von Care hinaus und fassen darunter auch Menschenhandel, Zwangsprostitution, internationale Adoptionen oder internationale Leihmutterschaft. Eng verbunden ist damit der Modus der Kommodifizierung von Reproduktionsarbeiten in den internationalen ‚Care-Märkten‘ oder der transnational care industry (Marchetti 2022: 17–19). Im Zuge der Defamilialisierung von Care, also der Verlagerung von sorgenden und reproduktiven Tätigkeiten aus den Kleinfamilien heraus, wurden und werden immer mehr Care-bezogene Tätigkeiten marktförmig organisiert. Eltern, Patient:innen und Konsument:innen treten als Marktteilnehmende in Erscheinung und müssen sich Care-Dienstleistungen kaufen. Der Begriff der care markets wird zumeist in kritischer Absicht verwendet. Argumentiert wird, dass lebensnotwendige Care-Tätigkeiten nicht den Marktgesetzen unterworfen werden dürften (Tronto 2010). Auch gebe es immer ein gewisses Extra bei der Sorge, die sich nicht monetär abgelten bzw. aufgrund des holistischen Verständnisses von Sorge in verschiedene Sorge-Dienstleistungen auftrennen ließe (ebd.: 160). Die emotionale und körperliche Dimension dieser vergeschlechtlichten Migrationspraktiken bezeichnen Susanne Hofmann und Adi Moreno als „intimate economies“ (Hofmann/Moreno 2016).

Eine andere Begriffsfamilie ist im Rahmen der transnationalen Forschung zu Migration, Geschlecht und Familie entstanden. Hierzu zählen „mothering from a distance“ (Parreñas 2001a; Ukwatta 2010), „transnationale Familien“ bzw. „transnationale Elternschaft“ (Parreñas 2005; Evergeti/Ryan 2011; Baldassar/Merla 2013). Im Unterschied zu politökonomischen Perspektiven auf das Phänomen der ‚Care Migration‘ werden die grenzüberschreitenden Praktiken und die Beziehungsebene fokussiert. Im Rahmen sich transnationalisierender Familienverhältnisse verändern sich auch die familiären Sorge-Beziehungen und neue ‚normale‘ Praktiken entstehen. Dazu zählt auch der Einsatz von Technologien mit Möglichkeiten der virtuellen Teilnahme an Elterngesprächen in der Schule, des abendlichen Vorlesens, digital übertragener Familienfeiern oder des Entstehens neuer familiärer Traditionen. Forschung in diesem Feld nimmt nicht an, dass sich die physische Dimension und der Körpereinsatz und -kontakt in der Sorge um Alte, Kranke, Kinder und andere Angehörige ins Digitale verlagern lässt. Vielmehr geht es darum, die neuen Formen des Sich-Sorgens wahrzunehmen und deren Bedeutung für die Beteiligten zu erfassen.

Das Private war, ist, bleibt poli­tisch?

In vielen Gesellschaften der Welt steht es aus unterschiedlichen Gründen und in unterschiedlichem Ausmaß schlecht um die Versorgung mit und Erbringung von Care. Der Einsatz von ‚Care-Migrant:innen‘ wird gerade in alternden Gesellschaften als schnelle Lösung für die nicht mehr zu leugnenden Care-Defizite betrachtet. Es werden spezifische Anwerbeabkommen für Pflegekräfte geschlossen, Altenheime und Krankenhäuser rekrutieren im Ausland, digitale Agenturen vermitteln Privatleuten sogenannte 24-Stunden-Pflegekräfte aus dem Ausland. Dabei steht auf politischer Ebene die Frage im Raum, ob für ‚Care-Migration‘ günstigere rechtliche Regelungen gelten sollen als für andere Formen der Migration und Arbeitsmigration.

Die Bedeutung migrantischer Care-Arbeit ist auch aus feministischer Perspektive umstritten. Diskutiert wurde, ob Mittelklassefrauen ihre Berufstätigkeit auf Kosten migrantischer Care-Arbeiterinnen realisieren. Die dahinterstehende Annahme ist, dass Tätigkeiten im Haushalt, von in der Regel schlecht entlohnten Frauen übernommen werden. Empirisch ließ sich die These nicht halten. So stieg der Anteil erwerbstätiger Mütter in Deutschland seit den 1980er Jahren deutlich und liegt 2012, also einige Jahre nach Einführung des Elterngeldes 2007, bei rund Dreiviertel der Mütter mit Kindern unter 12 Jahren, die hauptsächlich in Teilzeit arbeiten (BMFSFJ 2014). Damit ist die Zahl deutlich höher als die der erbrachten haushaltsnahen Dienstleistungen durch Migrant:innen, für die allerdings aufgrund des Anteils informeller Arbeitsverhältnisse keine belastbaren Statistiken vorliegen.

Hinter der Kontroverse steht noch eine weitere Frage, die feministisches Unbehagen hervorruft: Muss alle Haus- und Care-Arbeit selbst erledigt werden? Ist es moralisch problematisch, haushaltsnahe Dienstleistungen einzukaufen und Kinder oder pflegebedürftige Zugehörige in ‚Fremdbetreuung‘ zu geben? Da die Externalisierung und das Outsourcing im aktuellen Zeitgeist neoliberal konnotiert sind, haben sie für einen Teil der Bevölkerung einen negativen Beiklang. Die politische Frage ist auch eine Klassenfrage: Während es für Personen, die mit Haushaltspersonal aufgewachsen sind, eine Selbstverständlichkeit ist, andere für reproduktive Tätigkeiten zu beschäftigen, bedeutet es für andere eine unbehagliche Situation oder Niederlage, die Hausarbeit nicht selber zu ‚schaffen‘. Der Haushalt ist kein Arbeitsplatz wie jeder andere. Was wäre überhaupt eine angemessene Entlohnung? Die Dilemmata von internationalen und ungleichen Arbeitsmigrationsprozessen kommen hier also zusammen.

Eine weitere Dimension der Problematik ist die geschlechtliche Arbeitsteilung. Wer macht den Haushalt, wer behält die vielen Aufgaben und Bedürfnisse im Blick? Die geschlechtliche Arbeitsteilung ist sowohl bei denjenigen, die bezahlte, migrantische Care-Arbeit in Anspruch nehmen, ein Thema als auch in den transnational organisierten Familien der Arbeiterinnen, wenn es zumeist die Frauen sind, die als Care-Arbeiterinnen emigrieren, und Ehemänner sowie weibliche Familienmitglieder ‚zurückbleiben‘ (Hoang/Yeoh 2011). Welche Männer übernehmen ihrerseits mehr oder andere Care-Arbeiten als vor der Emigration der Ehefrauen? Und wie wirkt sich das auf Männlichkeitsvorstellungen aus? Oder sind es andere Frauen aus der Verwandtschaft, die hier einspringen?

Bei der künftigen Gestaltung von Sorge-Arbeit geht es in realpolitischer Hinsicht um Fragen wie das Entrichten von Sozialversicherungsbeiträgen, vom Aufenthaltsstatus unabhängige Möglichkeiten der Unfallversicherung sowie um ‚faire‘ Löhne. Das Vorhandensein von arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Mindeststandards beantwortet allerdings nicht die Frage, ob und inwiefern die Care-Bedarfe durch Migrant:innen gedeckt werden sollen, und andere ethische Fragen (Nguyen/Zavoretti/Tronto 2017). Mithin stellt sich die Frage der gesellschaftlichen Organisation und der Utopie von Sorge und sozialer Reproduktion. Im Anschluss an sozialistische Entwürfe kollektiver Versorgung und Fürsorge gibt es Vorschläge zur „Care Revolution“. Gabriele Winker versteht darunter „eine Transformationsstrategie, die zeitliche und materielle Ressourcen für Selbstsorge und Sorge für andere und damit menschliche Bedürfnisse konsequent ins Zentrum der Politik stellt.“ (Winker 2015: 14) Wie die „Care Revolution“ aus der Perspektive der Migration gedacht werden kann, wird weltweit ein immer relevanter werdendes Thema in der gesellschaftlichen wie auch wissenschaftlichen Diskussion.

Fazit

‚Care-Migration‘ ist ein globales Phänomen: In Regionen mit zunehmend älterer Bevölkerung und einer unzureichenden Infrastruktur in den Bereichen Kinderbetreuung, haushaltsnahe Dienstleistungen und Altenpflege werden zahlreiche Arbeitskräfte aus dem Ausland rekrutiert. Die Bewertung der Auswirkungen dieser internationalen ‚Care-Migration‘ in den Herkunftsregionen sind unterschiedlich und reichen von der Wertschätzung der Leistungen von Care-Migrantinnen (z.B. bezüglich der Geldrücksendungen) bis zur Sorge, dass die Abwanderung zu care extraction und care drain führe, also dem Mangel an Care-Arbeiterinnen vor Ort, und die Abwesenheit vor allem von Müttern sich negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirke. Es haben sich mit diesen Entwicklungen neue, transnationale Sorgepraktiken ausgebildet, deren Arrangements nicht nur von physischer Mobilität, sondern auch vom Einsatz digitaler Technologien geprägt sind. Aufgrund der von feministischen Theoretikerinnen herausgearbeiteten affektiven und gesellschaftskonstituierenden Bedeutung von Care sind die Bewertungen oft mit einem moralischen Unterton versehen. Die immer vorhandene Normativität könnte produktiv gewendet werden, wenn sich alle an ‚Care-Migration‘ Beteiligten darüber verständigen würden, wie sich Care künftig gerecht gestalten ließe.

Lite­ra­tur

Zum Weiterlesen

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Zitierte Literatur

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